Als
der Beck-Verlag sie bat, seine Reihe “Die 100 schönsten…” durch Liebeslyrik aus
dem Orient zu erweitern, hatte Claudia Ott spontan abgelehnt: “Keiner kann sich
das anmaßen, denn die Fülle der Texte ist enorm. Allein die arabische Sprache
kennt mehr als hundert Wörter für Liebe, und in kaum einer anderen Dichtung ist
die Liebe so zentral, so facettenreich wie in der orientalischen”.
Claudia
Ott, die promovierte Orientalistin muss es wissen, denn sie unterrichtet an der
Universität Erlangen, spricht Arabisch, Hebräisch, Türkisch, Persisch und
Paschtu.
Den
Verlagsauftrag nahm sie erst an, als sie die Idee hatte, die Gedichte nach dem üblichen Schicksal von
Liebespaaren zu ordnen - - von der
ersten Verliebtheit, über ihre Vereinigung bis hin zu Trennung und Abschied.
So
ist es ihr gelungen, einen geordneten Reigen aus drei Jahrtausenden und aus
verschiedenen Kulturen und Sprachen auf eine Art zu versammeln, dass der Leser
erkennt, wie die Lyrik über alle Zeiten hinweg aufeinander Bezug nimmt.
Gedichte
von Goethe und Heine fehlen nicht. Wir erfahren bei ihrer Buchvorstellung im
Auswärtigen Amt im Rahmen des “Dialogs der Kulturen“, dass sich auch Rilke,
Hausmann, Buber und Opitz durch den Orient, seinen Klang der Sprache, seinen
Duft und seine Farben inspirieren ließen.
Das
magische Farbenspiel von “Gold auf Lapislazuli” bildet das Tor, durch das
Claudia Ott den Leser die geheimnisvolle Welt des Orients betreten lässt. “Gold auf Lapislazuli” - auch eine Metapher
für Sterne auf tiefblauem Nachthimmel, die nicht nur die Autorin beim Übersetzen
eines andalusischen Gedichtes bezauberte, sondern schon 2600 vor Christus den
sumerischen König Gilgamesch, der seiner Angebeteten einen Wagen “aus
Lapislazuli und aus Gold” verspricht.
Bei
ihren eigenen Nachdichtungen legt die Übersetzerin Ott großen Wert auf den
Rhythmus der Urfassung. “So kann jeder Leser das orientalische Liebesgedicht
auf seine Lebenswelt beziehen, kann den fernen Freund, den unerreichbaren
Herrscher oder den Allmächtigen als Geliebten auffassen. Diese Vieldeutigkeit,
Offenheit nach allen Seiten, ist in der orientalischen Dichtung Programm,
sicher einer der Gründe für ihre Breitenwirkung”, schreibt die Autorin in ihrem Nachwort.
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